Die Tage, in denen Etsy ein Nischendasein neben den Platzhirschen Amazon und eBay fristete, sind längst gezählt. Der Marktplatz für Handgemachtes und Vintage-Artikel hat sich fest in die E-Commerce-Landschaft etabliert – aber eignet er sich auch für das Thema Dropshipping? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen und geben dir in diesem Beitrag eine Antwort.
Was ist Etsy-Dropshipping?
Dropshipping beschreibt ein sog. Streckengeschäft, bei dem du als Händler:in keine Artikel vorrätig hast und diese stattdessen direkt von dem Hersteller bzw. der Herstellerin versendet werden. Grundsätzlich ist diese Form des E-Commerce auch auf Etsy möglich – wenn auch mit Einschränkungen.
Die Gretchenfrage: Ist Etsy-Dropshipping erlaubt?
Zu Beginn eine weniger gute Nachricht: Das Dropshipping-Konzept wird durch Etsys Verkäuferrichtlinien erschwert.
Dort heißt es:
- Alle auf Etsy zum Verkauf stehenden Artikel müssen handgefertigt, im Vintage-Stil oder aus Bastelbedarf sein. (Hierzu eine kleine Randnotiz: Als „Vintage“ zählen nur Artikel, die 20 Jahre oder älter sind.)
- Alle Artikel, die in der Etsy-Kategorie „Handgemacht“ verkauft werden, müssen vom Verkäufer bzw. der Verkäuferin hergestellt und/oder entworfen worden sein. Der Weiterverkauf ist verboten.
- Bei der Zusammenarbeit mit Produktionspartner:innen müssen Verkäufer:innen die Beziehung in den Produktlisten offenlegen.
- Produktionspartner:innen dürfen keine Etsy-Shop-Mitglieder oder Lieferant:innen sein, von denen der Händler oder die Händlerin fertige Produkte zum Weiterverkauf bezieht.
- Etsy-Händler:innen dürfen AliExpress-Dropshipping nicht nutzen.
- Bastelbedarf kann von einem Drittanbieter bzw. einer Drittanbieterin bezogen werden und handgefertigt, kommerziell oder im Vintage-Stil sein.
- Jeder Etsy-Eintrag muss ein physisches oder digitales Produkt direkt bewerben und verkaufen. Du kannst keine Etsy-Einträge für einen Empfehlungscode, eine Suchanzeige oder eine „ähnliche Aktivität“ erstellen.
Zu den spezifischen verbotenen Weiterverkaufsaktivitäten gehören:
- Umpacken und Umbenennen von Handelsartikeln
- Die handgefertigten Waren anderer kuratieren, die du nicht selbst entworfen oder hergestellt hast
- Verkauf von Artikeln, die von einem anderen Verkäufer oder einer anderen Verkäuferin hergestellt/entworfen wurden
- Verkauf von traditionellem Kunsthandwerk oder Fair-Trade-Artikeln, die du nicht entworfen oder hergestellt hast.
Konkret bedeuten Etsys Einschränkungen, dass generische Massenware Tabu ist. Gleiches gilt für den bloßen Weiterverkauf von Produkten. Das heißt jedoch nicht, dass Dropshipping auf Etsy per se verboten ist. Vielmehr musst du Workarounds finden, um den Richtlinien von Etsy zu entsprechen.
Lesetipp: Was ist Dropshipping? In unserem Leitfaden beantworten wir alle grundlegenden Fragen.
So funktioniert Dropshipping über Etsy
Um Dropshipping über Etsy betreiben zu können, benötigst du einen eigenen Etsy-Shop, auch unter dem Namen Etsy Storefront bekannt. Dafür musst du dich auf Etsy registrieren und den Shop erstellen. Dabei solltest du ein geeignetes Profilbild und eine Kurzbiografie anlegen – beides sorgt für Glaubwürdigkeit und mehr Verkäufe! Im nächsten Schritt gilt es, passende Zahlungsdienste für deinen Shop auswählen. Etsy bietet dafür die Möglichkeit, den hauseigenen Service Etsy Payments einzusetzen, der zahlreiche Anbieter:innen zusammenfasst. Dieser Service ist natürlich mit Gebühren verbunden, die je nach Zielland variieren können.
In Sachen Produktauswahl für deinen Etsy-Shop gibt es durch die strengen Regularien eigentlich nur zwei Optionen: Du könntest nach Dropshipping-Lieferant:innen Ausschau halten, die Handgemachtes oder Kreativbedarf vertreiben, aber nicht selbst auf Etsy als Händler:in aktiv sind. Alternativ könntest du Print-on-Demand-Anbieter:innen an deinen Etsy-Shop anbinden und Artikel wie T-Shirts verkaufen, die du selbst designt hast.
Lesetipp: In diesem Beitrag verraten wir dir, wie du Dropshipping-Anbieter:innen finden kannst.
Dropshipping-Anbieter:innen für Etsy
Printful
Printful verfügt über ein breites Angebot an Herren-, Damen- und Kinderbekleidung, Accessoires, sowie Produkte aus dem Bereich Home & Living, die du individuell gestalten und vertreiben kannst. Da Etsy eine sehr umweltbewusste Zielgruppe bedient, lohnt sich wahrscheinlich ein Blick auf die vielen Bio-Produkte von Printful. Das Unternehmen verfügt über eine direkte Schnittstelle zu Etsy, die es sehr einfach macht, Print-on-Demand-Artikel in deinem Etsy-Shop zu platzieren.
Gelato
Auch Gelato bietet eine direkte Anbindung zu Etsy und eine recht einfache Verkaufsmöglichkeit. Der Fokus liegt bei Gelato vor allem auf Bekleidungsstücke – generell ist das Produktportfolio im Vergleich zu Printful eher klein. Dafür punktet das Unternehmen vor allem durch einen internationalen Vertrieb: Laut eigenen Angaben ist Gelato in 32 Ländern auf sechs Kontinenten vertreten. Das kann ein Vorteil sein, um eine kurze Lieferzeit zu gewährleisten. Allerdings sind nicht alle Produkte in jedem Land verfügbar.
Creativehub
Etsy ist eine der besten Adressen für Kunstverkäufe. Da macht es nur Sinn, auf Kunstverkäufe spezialisierte Anbieter:innen wie creativehub für das Dropshipping über Etsy in Betracht zu ziehen. Zwar zählt creativehub auch Kleidung und Bücher zu seinem Portfolio, Kunstdrucke stehen bei dem Unternehmen aber deutlich im Vordergrund. Diese lassen sich nach eigenen Angaben beispielsweise mit einem handgefertigten Holzrahmen ausstatten.
Vorteile von Etsy-Dropshipping
Geringer Wettbewerb
Da Dropshipping einen sehr leichten Einstieg in den E-Commerce ermöglicht, ist der Wettbewerbsdruck enorm hoch – normalerweise. Da das Verkaufskonzept durch Etsys Richtlinien erschwert wird, finden sich auf der Plattform aber nur wenige Dropshipping-Händler:innen.
Perfekt für Nischenprodukte
Kaufinteressierte suchen auf Etsy nach Produkten, die es anderswo nicht gibt. Das sorgt dafür, dass Händler:innen mit sehr speziellen und/oder individuellen Produkten, die anderswo kaum eine Chance hätten, genügend Abnehmer:innen finden.
Höhere Verkaufspreise
Im Normalfall hast du es als Dropshipping-Händler:in schwer, einen wettbewerbsfähigen Preis gegen die Massenware der Konkurrenz durchzusetzen. Auf Etsy ist genau das oft nicht der Fall. Auf der Suche nach etwas Besonderem sind die Käuferinnen und Käufer häufig bereit, mehr zu zahlen.
Nachteile von Etsy-Dropshipping
Hohe Gebühren
Der Verkauf über Etsy ist an eine Reihe von Gebühren geknüpft, die deinen Gewinn schmälern und mitunter schon greifen, noch bevor du überhaupt einen Verkauf erzielst. So kostet das allein das Listing deiner Artikel 0,20 EUR. Hinzukommen eine Transaktionsgebühr in Höhe von 6,5 Prozent des Verkaufspreises und Kosten für die jeweiligen Zahlungsdienstleister:innen, Währungsumrechnung, Betriebskosten, eine eventuelle Einrichtungsgebühr usw.
Enormer Aufwand
So schön und erfüllend die Fertigung individueller Produkte auch sein mag – sie setzt einiges an Talent, Kreativität und vor allem Zeit voraus. Das kollidiert mit dem Wunsch vieler Unternehmer:innen, mithilfe des Dropshippings schnell in den E-Commerce einzusteigen.
Geringe Skalierbarkeit
Dass deine Kundschaft aus bekennenden Fans, Sammler:innen oder Bastler:innen besteht, hat auch einen entscheidenden Nachteil: Dein Kundenkreis ist entsprechend klein, weshalb das Wachstumspotenzial deines Geschäfts mit dem Verkauf auf Etsy eher gering ist.
Etsy-Alternative: Baue deinen eigenen Onlineshop mit Shopify
Sobald sich der Erfolg in Form von regelmäßigen Verkäufen einstellt, wollen Unternehmer:innen ihre Produkte oft auch anderweitig verkaufen und neben Etsy noch weitere Kanäle anbinden. Als Alternative zum One-Channel-Verkauf mit Etsy lohnt sich dann ein eigener Onlineshop, zum Beispiel mit Shopify. Das Shopsystem ermöglicht in kurzer Zeit den Aufbau eines Online-Stores, der dir alle Freiräume bietet, um deine Produkte angemessen zu präsentieren. Darüber hinaus kannst du verschiedenste Kanäle wie z.B. Marktplätze und Social-Media-Plattformen anbinden, um deine Artikel auch dort zu vertreiben.
In diesem Video (auf Englisch) zeigen wir dir noch einmal, wie der Verkauf auf Etsy funktioniert.
Fazit
Etsy-Dropshipping ist durch die Plattform-eigenen Regularien umständlicher als beispielsweise bei Marktplatzprimus Amazon. Vor allem, wenn du mit deinen Produkten eine sehr spezielle Zielgruppe bedienen und auch beim Dropshipping-Modell deine kreative Ader ausleben willst, kann sich der Aufwand aber lohnen. Auf Etsy sind Wettbewerb und Preissensibilität der Kundschaft meist gering, sodass sich daraus ein lukrativer Nebenerwerb entwickeln kann. Bist du dem Marktplatz dann erst einmal entwachsen, kann sich ein eigener Onlineshop lohnen.